COSMAS in PRAIA / CABO VERDE Juni 2022
COSMAS in Praia / Cabo Verde Juni 2022
Anfang Juni 2022 war es endlich wieder möglich, persönlich nach CABO VERDE zu fahren. So konnte Stefan Pöchacker (Anästhesist, Wilhelminenspital) die einmalige Gelegenheit wahrnehmen, die neu eröffnete Intensivstation des Hospital Agostinho Neto zu besuchen. Dies ist auch deshalb ein besonderes Ereignis, weil es die erste und einzige Intensivstation des Inselstaates ist, und somit ein umfangreiches Gebiet an medizinischen Notfällen versorgen kann, die bislang nur sehr behelfsmässig oder auch gar nicht betreut werden konnten. Neben der Intensivstation wurden auch die Kontakte zur Anästhesie, Urgencia (Notfallaufnahme) und Nephrologie aufgefrischt.
Die Notfallaufnahme
Bilder: Notfallaufnahme, Intensivstation, neue Narkosemaschine, altes Narkosesystem, Dialysestation
Die Intensivstation ist eine moderne, zum Teil durch Mittel von Portugal mitfinanzierte 6-Betten-Intensivstation, die Patienten mit internistischen (z.b.Lungenentzündung), chirurgischen (z.b. Darmverschluss), urologischen (z.b.eitrige Nierenentzündung), traumatologischen (z.b. Verkehrsunfälle, Stichwunden), neurochirurgischen (z.b.Schädelhirn-Trauma) oder anderen Erkrankungen betreut. Es stehen dafür 6 Betten mit Monitoring, Beatmungsmöglichkeiten und Systemen zur Medikamentenverabreichung (Perfusoren) zur Verfügung, auch die Möglichkeit einer Blutwäsche (Akutdialyse) ist gegeben. Die personelle Ausstattung ist ausreichend, wenn auch knapp bemessen. Hervorzuheben ist die gute Ausstattung mit PhysiotherapeutInnen, die einen wesentlichen Beitrag zur raschen Besserung der PatientInnen leisten.
Die neue Intensivstation vor und nach Belegung mit den ersten PatientInnen
Die allgemeinen Probleme eines Spitals mit begrenzten Mitteln (ausfallsichere Gasversorgung, Notstromversorgung) oder die der Versorgung mit Verbrauchsgütern bleiben dabei natürlich bestehen und erschweren die tägliche Arbeit enorm. Der Einsatz des ärztlichen und pflegerischen Teams unter der Leitung von Dr. Romina Rodrigues ist dabei enorm, die bevorstehenden Aufgaben ebenso. Dr. Pöchacker hat, so gut es in den wenigen Tagen des Aufenthalts ging, mitgearbeitet und versucht, seine langjährige Erfahrung als Intensivmediziner einzubringen. Diese Arbeit ist allerdings nicht zu Ende, sondern soll, wie wir es von COSMAS stets versuchen, in eine längerfristige Kooperation übergehen.
Durch eine sehr grosszügige Spende war es COSMAS möglich, ein tragbares, robustes Ultraschallgerät anzukaufen (SIEMENS ACUSON mit 2 US-Sonden) und nun dem Hospital Agostinho Neto zu übergeben.
Die diagnostischen Möglichkeiten, die Ultraschall bietet, kommen gerade in einem Setting mit geringen Ressourcen hervorragend zur Geltung, sind diese Untersuchungen doch kostengünstig durchzuführen und die Geräte an mehreren Orten einsetzbar. Konkret wird dieses Gerät an der Intensivstation und der Urgencia (Notfallaufnahme) verwendet werden.
Es wurden von uns auch schon früher Schulungen zur Anwendung von Ultraschall durchgeführt, was auch dieses Mal erfolgte und weiter fortgesetzt werden soll. Auch bemühen wir uns seitens COSMAS, weitere Ultraschallgeräte für die Arbeit dort zur Verfügung stellen zu können.
Von Seiten der Anästhesie ist ebenfalls ein gewisser Upgrade der zum Teil sehr veralteten Ausstattung zu berichten, was nun die Einführung moderner Narkoseverfahren ermöglicht (für Eingeweihte: Low-Flow-Anästhesie mit deutlicher Einsparung von Sauerstoff und Narkosegasen). Hier möchten wir auch in Zukunft unterstützend mitwirken, ebenso wie bei Etablierung des Ultraschalls für regionale Anästhesieverfahren. Letzteres würde für die PatientInnen eine deutlich grössere Sicherheit bei ebenso besser Schmerzbetäubung bedeuten.
Ein längerer Besuch an der Dialysestation beeindruckte durch den guten technischen Zustand der Geräte, der über Jahre durch die Schulung lokaler SupportmitarbeiterInnen aufrechterhalten wurde. Auch der Workload, den das Team dort leistet (25 Dialyseplätze im 4-Schicht-Betrieb) ist durchaus bemerkenswert. Wir haben erste Gespräche über eine weitere Kooperation für die Zukunft vereinbart.
In Summe sehen wir viele positive Entwicklungen, ohne zu übersehen, dass viele grundlegende Probleme im Spital noch angegangen werden müssen. Wir von COSMAS möchten dazu durch Schulungen und Know-how-Transfer vor Ort beitragen, im September 2022 wird ein weiterer Besuch eines Teams von COSMAS erfolgen, wir werden berichten.
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt aber auch darin, ärztlichen KollegInnen Weiterbildung ausserhalb der kapverdischen Inseln zu ermöglichen, da das Fortbildungsangebot eines kleinen Inselstaates naturgemäss beschränkt ist.
Dafür verwenden wir Ihre Spenden, und dafür hoffen wir, dass sie uns weiter unterstützen.
Ihr Team von COSMAS